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Fotocredits: WORLDSPORTPICS.COM/FRANK UIJLENBROEK

Olympia, Herren-Viertelfinale: 3:1-Erfolg über Argentinien

Honamas zum fünften Mal in Folge bei Olympia in der Medaillenrunde

01. August 2021

Die deutschen Herren haben zum fünften Mal in Folge bei Olympischen Spielen das Halbfinale erreicht. Mit einer taktischen und kämpferischen Meisterleistung wurde Argentinien, der olympische Champion von 2016, mit 3:1 niedergerungen. Es waren die Strafecken, die in dieser Partie den Ausschlag gaben: Zweimal Windfeder und einmal Herzbruch trafen bei den Standards. Die „Los Leones“ konnten erst kurz vor Ende per Ecke auf 1:3 verkürzen. Wer Gegner im Halbfinale am Dienstagfrüh um 3.30 Uhr deutscher Zeit sein wird, entscheidet sich erst im Duell zwischen Australien und den Niederlanden.

Wir hatten heute einen guten Matchplan gegen ein Team, das wir in den letzten Jahren oft gespielt haben und von dem wir auch oft auf den Sack gekriegt haben.

Kapitän Tobias Hauke

Fotocredits: WORLDSPORTPICS.COM/FRANK UIJLENBROEK

Ganz vorsichtiger Beginn beider Teams

In der Anfangsphase bei beiden Teams viel Vorsicht zu bemerken. Die Aktionen liefen zwischen den Kreisen, ohne dass eines der Teams mal zu einem Abschluss kam. Die Deutschen griffen erst kurz vor der Mittellinie an, um die „Los Leones“ zu eigenem Spielaufbau zu zwingen. Und auch die Argentinier sofort mit alle Mann tief in der eigenen Hälfte, wenn Deutschland in Ballbesitz war.

Den ersten Torschuss hatte Mazzilli erst in der 12. Minute. Der ging aber noch deutlich über das Tor. In der 13. Minute hatte Juan Vivaldi im argentinischen Tor erstmals etwas zu tun, als zwei, drei gute Pässe bei ihm vorbeizischten und er bei einem Stecherversuch auf der Hut sein musste. Zwicker und Grambusch kamen dann noch einmal gut in den Kreis, aber der Versuch des Berliners die Ecke zu ziehen, misslang.

Fotocredits: WORLDSPORTPICS.COM/FRANK UIJLENBROEK

Erste Ecke von Windfeder sitzt zur Führung

Stadler musste bei einer Flanke erstmals ran, als Bugallo aus kurzer Distanz abfälschte, machte es aber gut (17.). Die Deutschen gingen nun auf hohes Pressing, zwangen die Leones zu langen Schlenzern. Und nach starkem Solo von Niklas Wellen gab es die erste Ecke (19.) und eine Wiederholungsecke, die Lukas Windfeder links unten zum 1:0 versenkte. Bei einem Zusammenprall von Wellen und Matias Rey verletzte sich der Argentinier. Jakub Mejslik gab da eine sehr harte Gelbe Karte (22.) gegen Wellen.

Van Bunge gab dann Ecke für Argentinien nach wilder Flanke von rechts, doch Bosserhoff zog dagegen den Videobeweis, wo klar erkennbar war, dass es Casellas Fuß war, der getroffen wurde. So überstand das DHB-Team die Unterzahl unbeschadet und ging mit dem 1:0 in die zweite Hälfte.

Ich bin überglücklich, dass wir das mental ähnlich stark gemacht haben wie gegen Holland. Wir haben schon ganz früh signalisiert, dass mit uns heute nicht zu spaßen ist.

Constantin Staib

Herzbruch mit dem wichtigen 2:0

Da hatte Benedikt Fürk in der 33. Minute den ersten Torschuss vom Kreisrand, verzog aber noch leicht links. Die Deutschen ließen sich Zeit im Aufbau, hatten dann gute Szenen durch Rühr und Bosserhoff, aber noch ohne Abschluss. Argentinien wählte nur das Mittel, aus der Distanz harte Bälle in den Kreis zu dreschen. Florian Fuchs erwischte beim Torschuss einen argentinischen Fuß. Es gab die dritte Ecke (40.), die zwar leicht misslang, doch Hauke brachte einen harten Ball noch Richtung Tor, wo Timm Herzbruch ihn zum 2:0 (40.) einstach.

Christopher Rühr sah dann Grün, doch die Unterzahl kreierte keinen Schaden. Was für ein Pech, als bei einem tollen Konter ein hoher Rückhandball von Staib noch von Vivaldi an den linken Pfosten gelenkt wurde (43.). Casella sah dann Gelb (45.) für ein Schubsen gegen Große, so dass die Deutschen fünf Minuten Überzahl hatten. Elf Sekunden vor Viertelende nahm Timur Oruz einen Videobeweis, um eine Ecke zu holen, verlor damit aber das Anrufungsrecht.

Fotocredits: WORLDSPORTPICS.COM/FRANK UIJLENBROEK

Windfeders zweiter Treffer ist die Vorentscheidung

Nach Torschuss von Wellen gab es die vierte Ecke (48.), die Lukas Windfeder halbhoch rechts zum 3:0 verwandelte. Oruz bekam dann den Schläger von Habif im Kreis an den Hinterkopf. Das wurde aber nicht geahndet (50.). Wellen scheiterte parallel am linken Pfosten. Es gab dann eine Fehlentscheidung von Mejslik, der eine Ecke gab, obwohl ein Argentinier gefährlich in den Kreis flankte. Ohne Videobeweis aber musste man das hinnehmen. Es gab die erste Ecke und zwei Wiederholungsecken. Bei der Dritten traf Casella zum 3:1 (52.).

Im nächsten Gegenangriff hatten Fuchs und Staib das 4:1 auf dem Schläger, kamen aber direkt vor Vivaldi nicht zum Abschluss (53.). Rühr kam dann mit Tempo von rechts in den Kreis, aber nur Lange Ecke (55.). Das DHB-Team kassierte 90 Sekunden vor Schluss erneut eine umstrittene Ecke, doch wieder musste man die Entscheidung von Mejslik hinnehmen. Häner lief die erste auf Kosten einer Wiederholung ab. Die wurde wieder umstritten als neue Ecke entschieden. Dann gab es berechtigt den Pfiff raus, weil der Schlenzer bei Häner aufs Knie ging. Argentinien nahm dagegen den Videobeweis, bekam aber kein Recht. Und so stand der 3:1-Erfolg am Ende und die Honamas jubelten über den Halbfinaleinzug.

Tore:
1:0    Lukas Windfeder (KE, 19.)
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-
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2:0    Timm Herzbruch (KE, 40.)
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3:0    Lukas Windfeder (KE, 48.)
3:1    Maico Casella (KE, 52.)
 
Strafecken:
GER 4 (3 Tore) / ARG 5 (1 Tor)

Schiedsrichter
Coen van Bunge (NED) / Jakub Mejzlik (CZE)

Videoschiedsrichter:
Adam Kearns (AUS)

Ich bin total erleichtert über diesen nächsten Schritt auf das große Ziel zu. Aber Niklas Wellen hat es gestern in der Teambesprechung sehr treffend gesagt: Wir fühlen uns zurecht gut, aber wir haben noch nichts erreicht!

Linus Müller

Fotocredits: WORLDSPORTPICS.COM/FRANK UIJLENBROEK

Stimmen zum Spiel

Kais al Saadi: „Überschrift ist heute: Wir haben den kühlen Kopf bewahrt, den wir brauchten! Argentinien hat eine bekannt hitzige Spielweise, gegen die Du bei aller Emotion, die man ja auch selbst auf dem Platz benötigt, stark die Kontrolle behalten muss. Man will deren schnellen Konterstürmern einfach nicht große Flächen bieten, dass die nicht auf Touren kommen. Das ist sehr gut gelungen, ging aber auch ein bisschen zu Lasten unseres eigenen Offensivspiels. Und so mussten heute über die Ecken unsere Tore fallen. Dass das bei der Vorgeschichte so stark geklappt hat, ist großartig! Klar, hätten wir den Zuschauern heute gern mehr Spektakel geboten, aber mir als Trainer war diese sehr erwachsene, kontrollierte Leistung der Jungs natürlich lieber!“

Martin Häner: „Es war genauso wie wir erwartet hatten, dass die Argentinier tief standen und nichts für den eigenen Aufbau machen wollten, sondern nur über harte Bälle in den Kreis versucht haben, Ecken zu ziehen. Da haben wir kaum etwas zugelassen und stattdessen unsere eigenen Ecken stark genutzt. Insofern ein völlig verdienter Sieg für uns!“

Alexander Stadler: „Das war taktisch, aber vor allem kämpferisch eine arbeitsintensive Glanzleistung. Wir haben enorm gut gegen den Ball gearbeitet gegen ein Team, von dem wir wussten, dass es kontern und Ecken holen will. Jetzt genießen wir den Moment und nehmen dann schnell den Folus auf das nächste Match!“

Linus Müller: „Ich bin total erleichtert über diesen nächsten Schritt auf das große Ziel zu. Aber Niklas Wellen hat es gestern in der Teambesprechung sehr treffend gesagt: Wir fühlen uns zurecht gut, aber wir haben noch nichts erreicht! Deshalb werden wir uns schnell beruhigen und den Fokus dann auf übermorgen lenken.“

Constantin Staib: „Ich bin überglücklich, dass wir das mental ähnlich stark gemacht haben wie gegen Holland. Wir haben schon ganz früh signalisiert, dass mit uns heute nicht zu spaßen ist. Heute dürfen wir uns jetzt freuen, morgen geht der Fokus voll aufs Halbfinale, wo es mir echt egal ist, ob da Australien kommt oder wieder Holland.“

Tobias Hauke: „Wir hatten heute einen guten Matchplan gegen ein Team, das wir in den letzten Jahren oft gespielt haben und von dem wir auch oft auf den Sack gekriegt haben. Wir haben defensiv sehr sicher gestanden und nach vorn Nadelstiche gesetzt. Das war in der ersten Hälfte noch gar nicht mal so effektiv, aber nach der Pause konnte man sehen, wie unsere Brust immer ein Stück breiter wurde. Die Ecke gegen am Schluss lässt nochmal ein bisschen Spannung aufkommen, aber insgesamt können wir mega stolz auf diese Leistung sein.“