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Olympia, Herren-Halbfinale: Bitteres 1:3 gegen Australien

Die Honamas nur im Kleinen Finale

03. August 2021

Die deutschen Herren haben das olympische Halbfinale in Tokio mit viel Pech verloren. Die Honamas waren das stärkere Team, dominierten die Partie und hatten am Ende doppelt so viele Torchancen und 6:2 Ecken auf dem Konto. Aber Australien war effektiver, nutzte seine erste Torchance der Partie und – nach Windfeders zwischenzeitlichem 1:1 – auch seine erste Ecke der Partie jeweils eiskalt. Das DHB-Team lief mit einem Spieler weniger (Müller fiel aus) diesem 1:2 lange hinterher, fuhr Angriff um Angriff, aber hatte im Kreis heute nicht das Glück im Abschluss. Somit muss sich das Team nun übermorgen gegen Indien (3.30 Uhr) im Spiel um Bronze für eine bärenstarke Turnierleistung belohnen.

Ich finde es schwierig zu sagen, dass wir besser waren, wenn man 1:3 verliert. Man muss Australien für deren gnadenlose Effizienz einfach gratulieren.

Bundestrainer Kais al Saadi

Australien mit einem Geniestreich in Führung

Die Deutschen hatten die erste gute Kreisszene, als vor dem australischen Tor Chaos war und die Honamas aber nicht zum Abschluss kamen (1.). Mats Grambusch rutschte eine argentinische Flanke noch deutlich über das Tor ab (4.). Die Australier noch mit ungewohnten Fehlern in der Annahme im deutschen Viertel. Pech, dass Oruz wegen angeblich gefährlichen Spiels zurückgepfiffen wurde, als Wellen einen Konter stark einleitete (6.). Doch dann fiel etwas aus dem Nichts das 0:1, als erstmals ein sehr guter hoher Ball in den deutschen Kreis zu Flynn Ogilvie kam, der mit einem brachialen Schlag am langen Pfosten Tim Brand fand, welcher aus kurzer Distanz einblockte (7.).

Zwischendrin sahen beide Schiedsrichter ein klares Fußspiel nicht, so dass Australien kontern konnte. Doch der Konter wurde gut abgefangen. Grambusch zog dann die erste Ecke der Partie, als Sharp den Abstand nicht einhielt (10.). Und Lukas Windfeder machte den so wichtigen frühen Ausgleich. Die Deutschen setzten sofort nach, übernahmen die Initiative und zogen ein Powerplay auf.

Hinten eine sehr souveräne Leistung bis dahin, von dem einen Geniestreich der Australier mal angesehen. Ein Stecher von Christopher Rühr nach Häner-Flanke ging links am Tor vorbei (14.). Dann fand Rühr im nächsten Angriff Zwicker am Kreisrand, der den Ball aber nicht unter Kontrolle brachte.

Windfeders Ausgleich kontert Govers mit der ersten AUS-Ecke

Ein Ballverlust von Johannes Große am eigenen Kreis brachte Blake Govers in Schussposition, aber Martin Häner mit seinem Schläger lenkte den Ball noch weit ins Aus (18.). Govers dann nochmal mit einer Chance (20.) rechts im Kreis, traf aber aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten – Stadler war da, hätte den Ball sonst gehabt. Jetzt zu viele frühe Ballverluste. Stadler war zum Glück zur Stelle, als Ogilvie rechts frei durch war. Jacob Whetton schoss Linus Müller dann voll ab – eine Entschuldigung blieb aus und Müller konnte danach mit einer heftigen Prellung am Beckenkamm nicht wieder zurückkommen - ein riesen Nachteil für Deutschland bei der Hitze von Tokio mit einem Mann weniger!

Die Deutschen danach aber selbst wieder mit guten eigenen Angriffen. Und Windfeder stand hinten ganz stark, verhinderte zwei Konter souverän. Herzbruch prüfte Andrew Charter mit einem halbhohen Rückhandschuss, den der Keeper aber trotz leichter Sichtbehinderung parierte (25.). Nach Foul an Große – das eigentlich ein Siebenmeter hätte sein müssen, denn er wurde auf dem Weg zum Tor einfach umgeschubst – gab es die zweite deutsche Ecke (25.), der eine Wiederholungsecke folgte. Die hätte reingehen können, es gab einen Schuss und zwei Nachschüsse und erneut Ecke, gegen die Australien aber den Videobeweis nahm und Recht bekam. Im nächsten Konter bekam Australien wegen Runder Seite von Häner die erste Ecke für die Kookaburras (27.), die Blake Govers unhaltbar links flach ans Torbrett zum 2:1 versenkte.

Die Deutschen aber gleich wieder im Vorwärtsgang. Timm Herzbruch war links komplett durch, aber sein Rückpass wurde nicht gestoppt. Doch der Ball kam nochmal zurück und Bene Fürk traf rechts am Tor per Volley-Block nur den hohen Außenpfosten (29.).

Die letzten Aktionen zum Torschuss nicht konsequent genug

In der 33. Minute nach Körper von Hauke bei einem Abwehrrutscher die zweite Ecke für Australien, die Stadler ganz stark hielt. Es hätte Ecke für Deutschland geben müssen, als Rühr im Konter am Kreis der Australier gefoult wurde, aber der Pfiff blieb aus.

Im Konter wieder Ecke für Australien, doch die hielt Stadler ganz stark. Im nächsten Konter wurde Rühr am Kreis gefoult, aber der Pfiff von Marcin Grochal blieb wieder aus. Dann Grüne Karte für Lachlan Sharp und Überzahl fürs DHB-Team. Staib verpasste einen Flankenball von Windfeder als Stecher kurz vor Charter (36.). Die nächste deutsche Strafecke wurde geholt, die Grochal aber rauspfiff wegen gefährlichen Schlenzers von Windfeder.

Die DHB-Auswahl behielt Vorteile in der Partie, konnte aber vorn nicht gefährlich genug vors Tor kommen. Bosserhoff eroberte die Kugel am Kreisrand, zog Richtung Tor, aber auch sein Pass in den Rückraum nicht präzise genug (43.). Wellen hatte Pech, als beim schnellen Drehschuss am Kreisrand die runde Seite mit am Ball war. Zehn Sekunden vor Ende des dritten Viertels nochmal Eckenpfiff für die Deutschen, aber erneut Videobeweis der Australier dagegen und die Ecke wurde zurückgenommen.

Deutschland drückt, Australiens einziger guter Konter sitzt gnadenlos

Rühr schoss dann frei aufs Tor, Staib wurde dabei vor Tor umgeschubst, aber erneut kein Pfiff für die Deutschen, die allerdings auch den Videobeweis nicht in Anspruch nahmen, um ihn für die Schlussphase nicht eventuell zu verlieren. Dann zog Fuchs von links in den Kreis, aber sein Ball in den Rückraum fand keinen Abnehmer. Das 2:2 lag klar in der Luft. Es fehlte noch das letzte Fortune in den Aktionen. Rühr sah dann leider Grün nach einem Foul im Mittelfeld (49.). Australien aber inzwischen komplett ohne eigene Aktionen in der Offensive, verwalteten nur noch.

Wellen hatte die Großchance per Rückhand, aber Charter ahnte die rechte Ecke und parierte den halbhohen Ball. Dann erneut ein Pfiff gegen Herzbruch im Kreis der Australier, der damit gar nicht einverstanden war. Fürk lief von rechts bis zur Grundlinie, aber sein Pass kam nicht an (53.). Es spielten ausnahmslos die Deutschen. Zwickers Stecher nach Flanke Rühr wurde von Charter gehalten (56.).

3.16 Minuten vor Ende nahm al Saadi Stadler für einen elften Feldspieler vom Platz. Doch nach einem Ballverlust im Mittelfeld verlor man den Ball. Der australische Konter führte zum 1:3 durch Lachlan Sharp, der ins leere Tor einblocken konnte. Die Deutschen nahmen dagegen nochmal den Videobeweis, weil Windfeder der Schläger von Wickham bei seiner Balleroberung aus der Hand geschlagen worden war. Doch der Treffer wurde gegeben. Grochal gab dann einen Pfiff am Kreis wieder nicht, die Deutschen stinksauer. Doch 42 Sekunden vor Schluss schließlich doch noch eine Ecke, die technisch aber misslang. Gleich darauf eine weitere, die Martin Häner aber nicht platziert genug aufs Tor bekam – sie war leichte Beute für Charter. So blieb es beim 1:3 aus Sicht der zutiefst enttäuschten DHB-Auswahl.

Stimmen zum Spiel

Bundestrainer Kais al Saadi: „Ich finde es schwierig zu sagen, dass wir besser waren, wenn man 1:3 verliert. Man muss Australien für deren gnadenlose Effizienz einfach gratulieren. Ich fand beide Teams in der Anfangsphase leicht gehemmt durch die Bedeutung der Partie. Davon haben wir uns in der zweiten Halbzeit komplett befreien können und wir hatten es dann auch selbst in der Hand, das Match zu kippen. Der frühe Ausfall von Linus Müller, als der Australier ihn da abschießt, bringt uns natürlich einen heftigen Nachteil. Ein Olympisches Halbfinale mit einem Wechselspieler weniger bei den Temperaturen und ohnehin nur 15 Feldspielern – das hat allen eine Wahnsinns-Energieleistung abverlangt, die dann vielleicht auch zu Lasten der technischen Sicherheit in entscheidenden Situationen geführt hatte. Ich kann den Jungs nur ein Riesenkompliment dafür aussprechen, wie sie das angenommen haben und letztlich ja trotzdem komplett spielbestimmend waren in der zweiten Hälfte. Wir haben jetzt noch die Chance, uns im letzten Spiel unserer Olympiakampagne mit Edelmetall zu belohnen und das wollen wir unbedingt! Jetzt dürfen wir mal ein paar Stunden traurig sein – das muss erlaubt sein. Aber dann geht der Fokus voll auf das Indien-Spiel am Donnerstag.“

Mats Grambusch: „Wir müssen anerkennen, dass wir im Vergleich mit Belgien und Australien im Kreis des Gegners nicht gefährlich genug sind. Australien hat diese Qualität, aus wenigen Chancen Tore zu machen. Wir machen aus den vielen Chancen und Ecken einfach zu wenig. Am Ende zählt, was auf der Anzeigetafel steht – da nützt es dir nichts, wenn du überlegen warst. Aber auch aus dieser Situation werden wir wieder rauskommen und uns am Donnerstag dann Bronze holen!“