Europameisterschaft in Antwerpen, Herren-Halbfinale: Belgien - Deutschland 4:2 (0:2)
HONAMAS: Den Finaleinzug knapp verpasst
22. August 2019
22.08.2019 - Die deutschen Herren hatten Weltmeister Belgien im Halbfinale der Europameisterschaft von Antwerpen hart am Rande des Ausscheidens. Bis kurz vor Schluss führte das DHB-Team mit 2:1, kassierte dann aber in einer starken Druckphase der Gastgeber zwei Gegentreffen. In einer eigenen guten Druckphase zum Ende gelang das mögliche 3:3 nicht, so dass Belgien im Gegenkonter sogar noch das 4:2 machen konnte. Die Deutschen spielen nun am Samstag um 18.00 Uhr im Spiel um Bronze gegen die Niederlande, die ihr Halbfinale gegen Spanien mit 3:4 verloren.
Bundestrainer Stefan Kermas: Heute haben 30 sehr gute Minuten gegen ein solches Weltklasseteam leider nicht gereicht. Wir haben in der ersten Hälfte gezeigt, dass wir auch den Weltmeister in große Probleme bringen können. Aber nur ‚bedrohen‘ reicht halt nicht. In der zweiten Halbzeit haben wir ein paar Prozentpunkte liegen lassen. Und acht Ecken gegen sind gegen die Belgier dann auch einfach zuviel. Tenor ist: Wir halten eine Halbzeit sehr gut mit, sind sogar besser. Aber wir müssen uns noch die paar Prozent erarbeiten, um das bis ganz zum Ende durchziehen zu können.“
Martin Häner: „Das war insgesamt ein total ausgeglichenes Spiel, bei dem leider wieder kleine Dinge entscheiden. Dass uns der Siebenmeter wegen einer Handberührung beim Eckenstoppen aberkannt wird, ist, glaube ich, zum ersten Mal in der Geschichte des Hockeys passiert.“
Mats Grambusch: „Das war eine unglaubliche erste Halbzeit von uns. Am Ende sind es zwei kleine individuelle Fehler beim 2:2 und 2:3, die uns ins Hintertreffen bringen. Aber auch wenn wir in der zweiten Hälfte nicht so viel Präsenz zeigen konnten wie in Halbzeit eins, hatten wir noch genug Chancen, um das Spiel selbst zu entscheiden. Aber wir machen die Chancen halt nicht rein. Das ist bitter!“
Die Deutschen fingen mutig an hatten hohen Ballbesitzanteil in der Startphase und pressten auch früh. Belgien angepeitscht von etwa 7.000 Zuschauern, kam erstmals nach vier Minuten rechts gefährlich an den Kreis. Ein schöner Rechtsangriff über Malte Hellwig brachte erste Gefahr. Dann kam der Ball im nächsten Angriff von links und es gab die erste deutsche Ecke (6.), die aber stark abgelaufen wurde. Es waren die HONAMAS, die die Anfangsphase bestimmten.
Ein Foul an Niklas Wellen auf der rechten Grundlinie führte zur zweiten deutschen Ecke (9.). Die Stechervariante auf Florian Fuchs funktionierte zwar, aber die Kugel ging knapp links am oberen Eck vorbei. Kurz darauf die erste gefährliche Szene für Belgien, als Tom Boon direkt vor Victor Aly eine Stecherflanke verpasste (10.). Es wurde zweimal richtig gefährlich vorm belgischen Tor nach Flanken. Es gab dann doch die erste Ecke für Belgien nach Linksangriff (15.), bei der Deutschland Glück hatte, dass der Schlenzer von Tom Boon an den rechten Pfosten ging.
So war das 0:0 zur ersten Viertelpause dann doch gerecht, hatten die Deutschen zuvor tatsächlich mehr vom Spiel gehabt. Nach einer Minute im zweiten Viertel ein sehr guter Konter der Gastgeber über links, nach dem sie sich die Belgier ihre zweite Ecke per Videobeweis holten. Martin Häner hatte zuvor auf der Linie gerettet. Die Ecke hielt Victor Aly aber mit dem Kicker (17.). Der Druck des Weltmeisters war enorm in dieser Phase und die Entlastung klappte nicht gut.
Doch dann bauten die Deutschen selbst mal wieder gut auf, kamen selbst zu einer guten Chance. Und blieben dran – das wurde belohnt, als ein Pass auf den rechten Pfosten abprallte und Christopher Rühr den Rebound mit der Rückhand zum 0:1 (21.) ins lange Eck nagelte. Belgien reagierte mit noch mehr Druck, holte die dritte Ecke in der 23. Minute, als einmal nicht ganz konzentriert verteidigt wurde. Doch erneut hielt Aly stark.
Niklas Wellen holte nach einem Konter über links die dritte deutsche Ecke (25.), die aber verstoppt wurde. Aber mit dem nächsten Angriff schlugen die HONAMAS erneut zu. Christopher Rühr dribbelte sich über die rechte Grundlinie, passte vor Tor und Florian Fuchs lupfte den Abpraller vom langen Pfosten zum 0:2 (26.) rein. Nach heftigem Foul an Martin Zwicker musste Simon Gougnart dann für zwei Minuten auf die Strafbank (29.). Ein ganz starker Steal von Malte Hellwig brachte Sekunden vor Ende eine Riesenchance im Konter für Timm Herzbruch, dessen platzierten Schlag aufs linke Eck Keeper Vicent Vanasch irgendwie noch um den Pfosten lenkte.
Die Gastgeber begannen natürlich mit Druck nach dem Wechsel, aber die Deutschen versteckten sich nicht, sondern spielten weiter überlegt und mit Geduld selbst nach vorn. Ein Fuß von Tom Grambusch im Kreis führte zur vierten belgischen Ecke (34.), die jedoch links am Tor vorbeiging. Trotz des Drucks stand das DHB-Team gut am Kreis. Und erneut brachte Hellwig einen Konter stark nach vorn, wo Florian Fuchs jedoch im Kreis hängen blieb (39.).
Ein Tackling von Christopher Rühr im Kreis brachte die fünfte Ecke der Belgier (40.), die Tom Grambusch aber gefährlich in den Körper bekam und die daher abgepfiffen wurde. Ein langer Schlenzer auf Niklas Wellen in den Kreis brachte eine Riesenchance, die ihm abgepfiffen wurde. Doch die HONAMAS nahmen dagegen den Videobeweis, wollten eine Ecke. Und die bekamen sie auch (41.) wegen gefährlichen Spiels.
Daraus entstand eine Folgeecke, gegen die die Belgier den Videobeweis nahmen, aber kein Recht bekamen. Und den hielt ein Belgier mit dem Fuß auf der Linie – es gab Siebenmeter, aber Belgien konnte per Videobeweis nachweisen, dass die Ecke mit Zuhilfenahme der Hand gestoppt wurde. So wurde der Siebenmeter zurückgenommen. Im Gegenzug gab es eine umstrittene Ecke für Belgien wegen nicht eingehaltenen Abstands (42.) und die konnte Tom Boon mit einem flachen Schlenzer zum 1:2 verwandeln.
Im Konter holten die Deutschen Ecke Nummer sechs (44.), doch Vanasch holte Lukas Windfeders Flachschlenzer Weltklasse aus dem unteren linken Eck. Es blieb beim 2:1 für die HONAMAS nach drei Vierteln. Einen gefährlichen Linksangriff konnte Victor Aly bald nach Wiederanpfiff gut abwehren. Dann eine Riesenchance nach Konter für Wellen, der den Ball vor Vanasch nicht voll traf (49.). Große sah dann Grün wegen Ball Wegspielens, das DHB-Team zwei Minuten in Unterzahl (50.). Belgien holte in am Ende der Phase die nächste Ecke (51.), die Martin Häner aber bärenstark ablief.
Es gab dann erneut eine umstrittene Ecke wegen Abstands, was eindeutig nicht der Fall war. Deutschland nahm den Videobeweis und bekam Recht. Doch nach Rechtsangriff holte sich Belgien wieder eine Ecke (53.), die zwar super gehalten wurde, doch eine Flanke nach Rebound wurde unglücklich zu Nicolas de Kerpel im Kreis abgefälscht, der aus kurzer Distanz zum 2:2 traf. Der Druck wurde zu hoch. Ein schneller Freischlag am linken Kreisrand wurde von Victor wegnez als Finte ausgeführt und der Belgier ging selbst in den Kreis, und setzte die Kugel mit einem platzierten Rückhandschlag an den Linken Innenpfosten zum 3:2 (56.).
Stefan Kermas nahm daraufhin Victor Aly für einen elften Feldspieler vom Platz. Florian Fuchs hatte die Riesenchance 90 Sekunden vor Ende mit einem Volley aus fünf Metern, der aber rechts neben das Tor ging. Und dann erreichte im direkten Gegenzug ein langer Schlenzer Cedric Charlier, der nur noch ins leere Tor zu vollenden brauchte. Sehr unglücklich!
Tore:
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0:1 Christopher Rühr (21.)
0:2 Florian Fuchs (26.)
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1:2 Tom Boon (KE, 42.)
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2:2 Nicolas de Kerpel (KE, 54.)
2:3 Victor Wegnez (56.)
2:4 Cedric Charlier (59.)
Ecken:
BEL 8 (2 Tore) / GER 6 (kein Tor)
Schiedsrichter:
Jonas van’t Hek (NED) / Coen van Bunge (NED)
Videoschiedsrichter:
Francisco Vazquez (ESP)