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Europameisterschaft Damen in Antwerpen, Vorrunde: Irland - Deutschland 1:1 (1:1)

DANAS: Halbfinale nach dramatischer Schlussphase erreicht

21. August 2019

21.08.2019 - Die deutschen Damen mussten am Ende etwas zittern, haben aber das Halbfinale der Europameisterschaft in Antwerpen als Gruppenzweiter hinter England erreicht. Gegen Vizeweltmeister Irland war die DHB-Auswahl lange sehr überlegen, hatte, nach früher Führung durch Pia Maertens und dem Ausgleich per Ecke am Ende des ersten Viertels, mehr als genug Chancen und Ecken, um die Partie zu entscheiden. Doch Abschlusspech und eine überragende Ayeisha McFerran im Tor der Irinnen verhinderten dies. Der Gegner im Halbfinale entscheidet sich erst nach den beiden Abschlussspielen der anderen Gruppe im Laufe des Tages.

Bundestrainer Xavier Reckinger: „Das war schon ziemlicher Stress in den letzten sechs, sieben Minuten. Du versuchst dann schon irgendwie auf die Mannschaft zuzugreifen, was schwer ist. Ich vertraue da aber auf das Team und das, was wir uns erarbeitet und vorab besprochen haben. Viele Dinge haben sie wirklich gut gemacht. Man darf auch nicht vergessen, Irland ist der Vizeweltmeister. Die haben zum Beispiel im Bereich Passspiel und Passverarbeitung unglaubliche Skills. Jetzt ist mir eigentlich egal, wer kommt. Wir können jeden schlagen, wenn es bei uns läuft.“

Julia Sonntag: „Mir wäre tatsächlich lieber gewesen, es wäre hinten am Ende etwas ruhiger gewesen. Aber wir haben da auch nochmal zeigen können, wie stark unsere Defensive ist. Wir haben uns das Leben da sicher auch selbst schwer gemacht, weil wir den Zugriff auf das Spiel nach vorn verloren hatten. Will man gewinnen, muss man auch offensiv stark sein – und das haben wir am Ende nicht mehr gewährleistet.“

Selin Oruz: „Es war super dramatisch. Danke an Ciupi, unsere perfekte Keeperin, dass sie da am Ende noch einen Ball rauskratzt. Wir müssen jetzt den Mund abwischen und uns voll aufs Halbfinale konzentrieren. Wir haben am Ende nicht mehr die einfachen Dinge gemacht und dadurch ist es so eng geworden. Wir wollen aber ganz nach oben, deshalb freuen wir uns jetzt über den Schritt der Halbfinal-Qualifikation und nehmen dann den nächsten Gegner an, egal wer da kommt!“

 

Es ging zu Beginn munter hin und her zwischen den Kreisen. Die DANAS versuchten, konstruktiv und mit Geduld aufzubauen, während die Irinnen, die den Sieg in diesem Match unbedingt brauchten, um das Halbfinale zu erreichen, zwischendrin gefährlich konterten. Die erste richtig gute Chance hatte Selin Oruz mit einem halbhohen Schuss vom rechten Kreisrand, den Ayeisha McFerran mit dem Handschuh über das Tor lenken konnte (7.).

Doch dann eine Weltklasse-Aktion von Pia Maertens, die eine Flanke hinter der Viertellinie mustergültig verarbeitete, in den Kreis zog und von halblinks mit der Rückhand unhaltbar unter die Latte zum 0:1 (8.) einschoss. Kurz darauf hatte Hannah Gablac die Riesenchance für das 0:2, als sie am langen Pfosten im Fallen die Kugel nur um Zentimeter neben den Pfosten setzte. In der 13. Minute nahm das deutsche Team den Videobeweis für eine Strafecke, die es auch gab. Doch der Schlenzer von Rebecca Grote war zu unplatziert und von McFerran einfach zu parieren. Im Eckenkonter sah Amelie Wortmann Grün für ein Tackling.
In Unterzahl gab es die erste Ecke gegen das DHB-Team (15.), bei der Rausläuferin Hannah Granitzki wegen Frühstarts an die Mittellinie geschickt wurde. Mit nur noch drei Eckenverteidigerinnen gegen sich gelang es Irland aus dem Gewühl vor Julia Sonntag das 1:1 (15.). Nach der Pause gab es bald Grün für Irland, was die DANAS sofort zu ihrer zweiten Ecke nutzten. Doch irgendwie lenkte McFerran den Schlenzer von Sonja Zimmermann noch neben den Pfosten (17.).

Hannah Gablac erarbeitete in der 21. Minute die nächste Ecke, doch der Schlenzer von Zimmermann war erneut nicht hart und platziert genug, um McFerran zu überwinden. Riesen Pech, als ein Drehschuss von Cecile Pieper an den linken Pfosten ging und Elisa Graeves Nachschuss an den rechten Pfosten (22.). Die Deutschen das klar überlegene Team, aber es belohnte sich in dieser Phase nicht dafür.

Etwas Glück dann auch beim zweiten gefährlichen Kreiseintritt der Irinnen im bisherigen Spielverlauf, als ein Nachschuss über das Tor von Sonntag ging (25.). In der 27. Minute gab es Grün für Irland, so dass die Deutschen in der Schlussphase des Viertels Überzahl hatten. Aber die Aktionen wurden da nicht konzentriert genug zu Ende gespielt. Selin Oruz hatte einen Schuss, traf die Kugel aber nicht voll (30.). So blieb es beim Remis zur Pause, was Irland im Spiel hielt.

Hannah Gablac hatte nach der Pause die erste gute Chance, als sie über die linke Grundlinie kam, und McFerran musste Kopf und Kragen riskieren, um das 1:2 zu verhindern. Die Deutschen waren klar bemüht, Irland gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen, machten erheblichen Druck. Elisa Graeve holte die vierte Ecke (34.), aber da wurde eine sehr komplizierte Variante gewählt, die auch noch schief ging. Gut, dass der Eckenkonter im deutschen Kreis gestoppt werden konnte. Im nächsten irischen Angriff nahmen die Irinnen den Videobeweis für ein Fuß im Kreis, doch verloren damit das Anrufungsrecht (36.).
Franzisca Hauke sah in der 40. Minute für ein Tackling Grün, zwar konnten die Deutschen diese Phase ohne Schaden überstehen, aber die Linie im Spiel war in dieser Phase weg. Gablac hatte dann mal wieder eine gute Chance, die eine irische Verteidigerin nur auf Kosten der fünften Ecke klärte (43.). Doch McFerran holte Grotes Flachschlenzer mit dem Schläger aus dem unteren linken Eck.
In der 45. Minute gab es auf der anderen Seite eine umstrittene Ecke für Irland, aus der eine Wiederholungsecke resultierte, die Julia Sonntag aber gut parierte. Es ging mit 1:1 ins letzte Viertel, was für Irland noch zu wenig war. Und dann zeigte Sonntag ihre ganze Klasse, als ein Gewaltball von links plötzlich zu einer freien Stürmerin am rechten Pfosten kam, die die deutsche Keeperin aber nicht überwinden konnte (47.). Ein guter Ballgewinn von Zimmermann brachte eine Chance, aber ihr durchgesteckter Pass zu Pieper war nicht präzise genug.
Man merkte den DANAS jetzt auch den Druck an. Ein Konter über rechts brachte endlich das Tor durch Pia Maertens, aber Laurin Delforge erkannte das Tor nicht an. Die Deutschen nahmen dagegen den Videobeweis. Die Entscheidung, das Tor nicht anzuerkennen, wurde begründet damit, dass Delforge vor Übertritt des Balles über die Linie schon gepfiffen hatte. Damit wurde den DANAS ein reguläres Tor aberkannt.

In der 56. Minute gab es per Videobeweis die sechste deutsche Ecke, aus der die siebte und achte folgten, und die konnte eine Verteidigerin auf der Linie nur mit dem Körper halten. Den fälligen Siebenmeter bekam Nike Lorenz aber auch nicht an McFerran vorbei. Irland nahm daraufhin die Torfrau vom Feld, da der Vizeweltmeister ja noch ein Tor brauchte, um statt der Deutschen ins Halbfinale einzuziehen. Es wurde dann noch enger, als Sonntag zwar eine Riesenchance der Iren hielt, aber Lorenz in der Szene Gelb sah. Das DHB-Team dadurch mit zwei Feldspielern weniger auf dem Feld für die letzten 150 Sekunden.

Maertens rettete gut am eigenen Kreis und wurde im Konter gefoult, so dass auch noch eine Irin Gelb sah. Es bleib letztlich beim Remis, das zum halbfinal-Einzug reichte.

Tore:
0:1    Pia Maertens (8.)
1:1    Sarah Hawkshaw (KE, 15.)
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Ecken:
IRL 2 (1 Tor) / GER 8 (kein Tor)

Schiedsrichterinnen:
Laurine Delforge (BEL) / Hannah Harrison (ENG)