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Fotocredits: Worldsportpics / Frank Uijlenbroek

DHB-Damen haben den Top-Favoriten kurz vorm Aus, aber verlieren doch noch

Rio: Penalty-Pech für Danas!

17. August 2016

17.08.2016 - Im wohl besten Spiel einer deutschen Damenmannschaft seit dem Olympiasieg 2004 hat das deutsche Team das Halbfinale der Olympischen Spiele in Rio mit viel Pech erst in der Verlängerung des Penaltyschießens verloren. Die Deutschen führten früh durch einen Eckennachschuss von Lisa Marie Schütze, kassierten aber den Ausgleich durch Maartje Paumens Ecke kurz vor der Halbzeit. Mit großartigem Kampf und trotz doppelter Unterzahl in der Schlussphase hatte das Ergebnis auch beim Schlusspfiff Bestand. Und dann hielt in einem Duell zweier Weltklasse-Torfrauen Joice Sombroek leider einen Penalty mehr als Kristina Reynolds, die drei Penaltys abwehrte. So geht es am Freitag um 17 Uhr deutscher Zeit nun um Bronze fürs DHB-Team gegen Neuseeland, das sein Halbfinale mit 3:0 gegen Großbritannien verlor.

Bundestrainer Jamilon Mülders: „Es war eine überragende Leistung der Mannschaft! Es verlief genau nach unserem Matchplan. Wir wussten, dass wir würden leiden müssen und dass wir eine starke Defensivleistung abliefern müssen. Wir hatten im Penaltyschießen am Ende nicht das nötige Glück, dass man braucht. Aber wir müssen diese starke Performance am Leben erhalten für das letzte Spiel. Die nächsten Stunden sind wichtig, dass wir die Enttäuschung aus den Köpfen kriegen! Wir hören jetzt nicht auf! Wir holen uns Bronze!“

Janne Müller-Wieland: „Wenn wir so wie heute noch einmal spielen, dann haben wir auch die Medaille! Es muss jetzt bei uns in ein paar Stunden nochmal in die gleiche Richtung gehen! Ich war in Peking schon dabei! Nochmal einen vierten Platz will ich nicht! Aber wir haben hier dem Weltmeister und Olympiasieger über 60 Minuten ein 1:1 abgetrotzt – dann können wir auch jede andere Mannschaft schlagen!“

Kristina Reynolds: „Ich bin so dermaßen stolz auf dieses Team, auf das, was es hier geleistet hat! Wir haben bei der Hitze fast ständig in Unterzahl spielen müssen, aber die Mädels haben alles reingehauen und das Ergebnis verteidigt. Im Moment überwiegt bei mir noch die Enttäuschung, weil es so wahnsinnig knapp war, aber wir werden jetzt alles dafür tun, dass wir uns am Ende mit Bronze belohnen!“

Franzisca Hauke: „Wir haben uns vor dem Spiel gesagt, dass die Holländerinnen als Doppel-Olympiasieger hier viel mehr zu verlieren hat als wir. Und so haben wir auch gespielt! Selbstbewusst und mutig!“

Lisa Altenburg: „Natürlich ist das bitter, so zu verlieren im Penaltyschießen eines olympischen Halbfinals. Aber ich bin eher stolz! Stolz auf diese unglaubliche Teamleistung! So viele Teams hatten Holland bei Olympia noch nicht so nah am Rande der Niederlage! Man muss einfach mal schauen, wo wir vor vier Jahren standen. Dann kommt man recht schnell zu dem Schluss, dass das heute großartig war. Wir müssen jetzt noch einmal so eine Leistung abliefern, dann haben wir auch Bronze!“.

Nike Lorenz: „Es ist gerade ganz schwer für mich! Ich bin so stolz auf die Mädels, auf unser junges Team! Dass wir bei Olympia Holland so in die Quere kommen könnten, hätte uns vor dem Turnier niemand zugetraut. Diesen Spirit nimmt uns keiner mehr!“

Selbstbewusst startete das DHB-Team. Lisa Altenburg hatte eine erste Großchance, scheiterte an Keeperin Joice Sombroek. Und im nächsten Angriff hatte sich Charlotte Stapenhorst durchgewühlt, Pieper stach aufs Tor, wo Sombroek zur Stelle war. Die Niederländerinnen in der Phase verunsichert, gaben Bälle früh ab. Sprink konnte flanken, der Ball wurde aber abgewehrt (5.). Erster guter Angriff von Oranje erst in der 6. Minute, als Nike Lorenz aber schon vor Reynolds klärte. Hinten standen die Deutschen gegen den Favoriten gut in dieser Phase, auch als Holland nach acht Minuten erstmals ein kleines Powerplay aufzog. Auch Reynolds musste hier erstmals bei einem hohen Schuss von Marloes Ketels ran. Fehlentscheidung dann von Delforge, als Sprink einen Ball aus kurzer Distanz an den Oberschenkel gechipt bekam (10.). Und aus dem falschen Freischlag für Oranje entwickelte sich die erste Strafecke für die Niederländerinnen.

Diese wurde aber schlecht herausgegeben und dann abgewehrt. Und im Eckenkonter holte Lisa Marie Schütze ganz stark die erste Ecke fürs DHB-Team. Der Schuss von Julia Müller wurde zwar von Sombroek gehalten, aber Schütze brachte den Abpraller über die Linie. Das DHB-Team führte 1:0. Und das gab viel Selbstvertrauen! Frech, wie Stapenhorst mit Sprint einen Ball noch holte, den die Holländerinnen ins Aus laufen lassen wollten. Und so stand es tatsächlich 1:0 für die Deutschen zum Ende des ersten Viertels – und das absolut nicht unverdient!

Sprink versuchte zu Beginn des zweiten Viertels zurückzukommen, aber das Knie machte nicht mit. Dann holten die Holländerinnen früh ihre zweite Ecke (16.). Und die verwandelte Paumen platziert halbhoch auf den linken Pfosten zum 1:1. Doch das DHB-Team auch weiter selbstbewusst. Teschke fand im Konter keine Anspielstation und auch nicht den Fuß für eine Ecke. Auch danach im Konter der Schlenzer von Teschke auf Stapenhorst vielleicht etwas zu schnell gespielt. So kam Holland zu einem Konter, bei dem sich Lorenz in einen Schuss von van Ass werfen musste und dabei den Schläger an die Stirn bekam. Auch sie musste erst einmal raus (20.).

Es wurde nun etwas härter in der Gangart, aber die Deutschen hielten dagegen. Teschke sah dann Grün für ein Foul, musste auf die Strafbank. Die Weltmeisterinnen verstärkten den Druck, um die Überzahl zu nutzen. In dieser Phase dadurch wenig Offensiventlastung. Müller und Oldhafer dann stark bei einem Linienlauf von Naomi van Ass (23.). Doch in Gleichzahl wieder bessere Phase – mehr Ballbesitz und die Holländerinnen kamen schwerer an den Kreis der Deutschen. Aber in der 26. Minute die dritte Ecke für Holland, als Müller-Wieland auf dem Kreisrand den Ball an den Fuß bekam. Doch dieses Mal war Reynolds Siegerin gegen Paumen, holte den Schlenzer aus dem oberen Toreck.
Und das DHB-Team spielte sich über links nochmal vor den Kreis. Müllers Flanke rauschte knapp an den beiden lauernden Stürmerinnen im Kreis vorbei. Dann Grün für Altenburg wegen mangelnden Abstands. Dadurch Unterzahl in der Schlussphase der Halbzeit. Aber das DHB-Team verteidigte das souverän bis in die Pause, machte einen guten Eindruck.

Bei Lorenz wurde die Platzwunde auf der Stirn geklebt, und sie konnte nach der Pause weitermachen! Wichtig fürs DHB-Team, denn sie fing auch gleich den ersten Angriff der Niederländerinnen ab. Mit einem Videobeweis holten sich die Olympiasiegerinnen von 2012 dann ihre vierte Ecke (33.). Doch erneut schlechte Herausgabe und Paumen musste schlagen, verfehlte das Tor dabei deutlich links. Es wurde in dieser Phase aber zu früh der Ball verloren im Aufbau. Holland so mit guten Chancen, die Reynolds aber erstmal gut parierte. Klares Powerplay des Top-Favoriten, aber die Deutschen widerstanden dem Druck. Und dann holte Oldhafer mit einem starken Solo über rechts die zweite deutsche Ecke (37.).

Leider wurde die Doppelpassecke gelesen und abgewehrt. Zum Glück vergaben die Niederländerinnen aber auch die Konterchance. Hinten standen die Deutschen jetzt generell gut, fingen viel vor dem Kreisrand ab. Und auch der Weltmeister machte seine Fehler im Aufbau. Schade, dass Delforge gegen Stapenhorst entschied, als diese in den Kreis zog und mit hohem Dribbling eine Holländerin am Körper traf. In gleicher Situation hatte es vorhin den Freischlag gegen Sprink gegeben. Nach langer Flanke von Müller stach Stapenhorst über das Tor. Dann nach Dribbling über rechts geriet ihr die Flanke leider etwas zu hoch. Deutschland mit starker Schlussphase dieses Viertels, das sie sehr offen gestaltet hatten! So stand es nicht unverdient immer noch 1:1 zu Beginn des Schlussviertels!

Im Schlussviertel die erste Chance für die Danas, als Müller in den Kreis flankte und Mävers den Stecher verpasste. Eine Minute später brannte es erneut bei Holland. Oldhafer schlug und Mävers erneut am langen Pfosten zur Stelle. Die Deutschen hinten griffig, waren dicht genug dran, wenn die Weltmeisterinnen mal in Kreisnähe kamen. Als Altenburg am Kreisrand schon fast durch war, erhielt sie nicht den Pfiff, den sie erwartet hatte. Die Deutschen gewannen nun viele Zweikämpfe in der eigenen Hälfte.

De Goede blieb dann im Mittelfeld verletzt liegen, als sie über Krüger fiel (51.). Sehr unsportlich gaben die Holländerinnen den Ball nach der Behandlung nicht ans DHB-Team beim Bully zurück. Nicht fair, was die Niederländerinnen da machten! Die Grüne Karte sah dann stattdessen Julia Müller für ein Foul im eigenen Viertel (53.). Dann wurde auch noch Oldhafer mit Gelb rausgeschickt wegen zu wenig Abstands. Bitter, nun lange Unterzahl in der Schlussphase. Und gleich holte Oranje die fünfte Ecke (54.). Die wurde erst abgewehrt, dann ging der Nachschuss zu hoch ins Netz! Das Tor von Hoog zählte nicht! Dann kam Julia Müller zurück.

Dennoch viel Druck der Holländerinnen, die das Penaltyschießen natürlich verhindern wollten. Oft jetzt Unzufriedenheit, weil man bei Stockfouls der Niederländerinnen selten mal den Pfiff für sich bekam. Aber hinten weiter sehr leidenschaftliches Verteidigen und gutes Stellungsspiel. Und Reynolds dann mit einer Weltklasseparade, sie holten einen Ball aus kurzer Distanz noch von der Linie (59.). Und das DHB-Team machte alles richtig, erreichte gegen den Weltmeister und Olympiasieger das Penaltyschießen!

Penaltyschießen:
Willemijn Bos traf mit Schrubberschlag an Reynolds vorbei zum 2:1
Janne Müller-Wieland traf trotz Berührung von Sombroek zum 2:2.
Ellen Hoog scheiterte an Reynolds, die stark den Winkel verkürzte.
Mävers traf ganz stark zur Führung. 2:3.
Und Reynolds hielt auch ganz stark gegen Ketels!
Lisa Altenburg scheiterte an Sombroek.
Van Geffen traf somit zum 3:3.
Jana Teschke scheiterte zwar an Sombroek.
Doch Reynolds kochte Kelly Jonker stark ab.
Und Franzisca Hauke konnte den Matchball gegen Sombroek nicht nutzen, wurde aber auch gefoult, was nicht geahndet wurde
Es ging in die Verlängerung.
Janne Müller-Wieland hatte Glück, konnte im zweiten Versuch noch treffen 3:4.
Und Reynolds hielt war gegen Bos, aber konnte den Nachschuss nicht verhindern. 4:4.
Mävers konnte den Ball nicht im Tor unterbringen.
Und Ellen Hoog traf dann im zweiten Versuch argentinisch ins linke Eck zur Entscheidung.

Tore:
0:1 Lisa Marie Schütze (KE, 11.)
1:1 Maartje Paumen (KE, 16.)
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Strafecken:
NED 3 (1 Tor) / GER 2 (1 Tor)

Grüne Karte:
NED - / GER 3

Gelbe Karten:
NED - / GER 1

Schiedsrichter:
Laurine Delforge (BEL) / Soledad Iparraguirre (ARG)

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