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Fotocredits: Worldsportpics / Frank Uijlenbroek

Europameisterschaft Damen in Amsterdam, Finale: Niederlande - Deutschland 2:0 (1:0)

Hockey-EM: Am Weltmeister nur knapp gescheitert

13. June 2021

13.06.2021 - Die deutschen Hockeydamen verloren das Europameisterschaftsfinale in Amsterdam nach tollem Fight am Sonntag mit 0:2. Nachdem die Gastgeberinnen in der ersten Halbzeit etwas stärker und mit einer 1:0-Führung in die Pause gegangen waren, gehörte die zweite Hälfte klar den Deutschen, die aber acht Ecken und mehrere hochkarätige Chancen nicht zu einem Treffer nutzen konnten. So brachte ein seltener Konter kurz vor Schluss die Entscheidung für den Weltmeister und Titelverteidiger. Für das deutsche Hockey sind die beiden Silbermedaillen dennoch die beste Bilanz bei einer EM seit acht Jahren.

Bundestrainer Xavier Reckinger: „Ich habe den Mädels gesagt, dass wir wieder dicht dran waren, aber es hat nicht gereicht, weil wir den Druck, den wir in der zweiten Halbzeit erzeugt haben, nicht in Zählbares umsetzen konnten. Die Niederländerinnen haben das mit ihrer Routine nach Hause gebracht. Das ist schon auch ein Geschenk von uns. Mit der Steigerung im Vergleich zum Halbfinale war ich zufrieden. Wir haben jetzt viele Sachen, die wir mitnehmen können. Ich sehe noch etliche Stellschräubchen bei der Spielsteuerung, wie wir Chancen erarbeiten und welche Entscheidungen wir treffen. Ein Sieg hier wäre eine tolle Erfahrung gewesen, aber es ist nicht das EM-Jahr, sondern das Olympiajahr. Beim Lehrgang in Valencia müssen wir noch einen Tick drauflegen. Es war ein ausgeglichenes Spiel, aber die Klarheit fehlt uns in bestimmten Momentan noch. Wir sind eben doch noch nicht ganz dran. Die sind schon noch das beste Team der Welt. Wie die das am Ende wegverteidigen und nach Hause bringen, davon können wir durchaus noch etwas lernen.“

Cecile Pieper: „Im ersten Vierte haben wir uns noch rangetastet, dann schon ein gutes zweites Viertel absolviert. Im dritten hatten wir sie eigentlich da, wo wir sie haben wollen, haben sie oft krass hinten reingedrückt. Deshalb war das zwar vom Ergebnis, aber nicht vom Spiel her vergleichbar mit EM-Finale 2019, denn diesmal waren wir absolut auf Augenhöhe. Es liegt halt am Ende dran, dass der Ball bei uns nicht über die Linie geht.“

DHB-Präsident Henning Fastrich, der mit DHB-Präsidentin Carola Morgenstern-Meyer im Stadion die Finals verfolgte: „Insgesamt war das eine super erfolgreiche EM. Beide DHB-Teams waren in den Finals auf Augenhöhe mit den Niederlanden. Das ist eine gute Ausgangslage für Olympia, die Mut macht. Wir haben von beiden Teams begeisterndes Hockey gesehen. Dem Niederländischen Hockey-Verband muss man gratulieren – nicht nur zu den zwei Titeln, sondern auch weil er hier eine großartige EM auf die Beine gestellt hat.“

Die Niederländerinnen machten sofort Alarm. Frederique Matla profitierte von einem Ausrutscher von Kira Horn, doch Julia Sonntag hielt deren hohen Rückhandschuss stark (1.). Das DHB-Team gleich in tiefer Verteidigungsposition, weil Oranje schnell in Führung gehen wollte. Und hinten klappte das gut, noch allerdings ohne selbst mal gefährlich an den Kreis von Oranje zu kommen. In der 10. Minute sah Lena Micheel für ein Stockfoul Grün. In Unterzahl sorgten Zimmermann und Sonntag gemeinsam für die Beseitigung einer Gefahr nach Linksangriff.

Und in Unterzahl ging das DHB-Team selbst in die Offensive, überstand diese dadurch ohne weitere Gefahr. Danach gab es für ein Stockfoul von Selin Oruz die erste Ecke für Oranje (13.), bei der Lena Micheel für zu frühes Rauslaufen an die Mittellinie geschickt wurde. Doch Sonntag hielt gegen den Schuss und zwei Nachschüsse ganz stark. Im Konter wurde Anne Schröder eine gute Chance weggepfiffen wegen angeblicher Kreuzung – sehr ärgerlich, sonst hätte die Alsteranerin frei aufs Tor schießen können (15.).

Die Titelverteidigerinnen blieben druckvoll und holten ihre zweite Ecke (18.), die als Variante auf Rausgeberin Marloes Keetels gespielt wurde, die mit der gelegten Rückhand zwischen Sonntag und Altenburg hindurch zum 1:0 einblocken konnte. Maike Schaunig erarbeitete in der (21.) Minute die erste deutsche Ecke, der zwei Wiederholungsecken folgten, bis eine Abwehrspielerin den Schlenzer von Zimmermann über das Tor blockte. Doch die Danas blieben vorn dran und holten gleich die nächste Ecke, gegen die Oranje aber erfolgreich den Videobeweis nahm.

Aber Kira Horn erarbeitete im nächsten Angriff dann die vierte Ecke (23.), der die fünfte folgte, bei der Micheels Schrubber über das Tor geblockt wurde. Die Deutschen mit der besten Phase des Spiels jetzt, hatten ganz viel Ballbesitz am Kreis des Gegners und gute Aktionen dort, ohne jedoch etwas auf die Anzeigetafel bringen zu können. Und im nächsten Angriff holten die Niederländerinnen ihre eigene vierte Ecke (27.), die aber erst Sonntag und dann Horn in Zusammenarbeit entschärften. So ging es mit der 1:0-Führung für den Weltmeister in die Pause. Die DHB-Auswahl steigerte sich nach dem Gegentreffer erheblich und hatte zwei Eckenserien, die aber eben nicht den Ausgleich gebracht hatten.

Oranje konnte nach zwei Minuten im dritten Viertel die nächste Ecke rausholen (32.), die Julia Sonntag stark mit dem Fuß parierte. Dann die Deutschen auch wieder mit im Vorwärtsgang. Es ging ein bisschen zu schnell hin und her, beide Teams mit unnötigen Ballverlusten. Schröder setzte sich mal gut durch, aber ihr Rückpass fand keine Mitspielerin (36.). Der Favorit hatte Probleme in der Phase in eigenen Aufbau zu kommen. Jette Fleschütz war dann mal durch bis zum kurzen Pfosten, wurde da aber von Keeperin Josine Koning, die in Halbzeit zwei für Veenendaal ins Tor gekommen war, gestoppt (41.).
Das DHB-Team sehr mutig, traute sich viel zu und Oranje stand zum Teil ungewöhnlich tief im eigenen Viertel. Margot van Geffen sah Grün für ein Stockfoul, dadurch Überzahl für die Danas in der Schlussphase des dritten Viertels. Lisa Altenburg hatte bei offenem Tor am langen Pfosten die Riesenchance, aber ihr flacher Ball wurde von Sanne Koolen in höchster Not noch ins Seitenaus geblockt. Das hätte der Ausgleich sein können und er wäre zu dem Zeitpunkt verdient gewesen.

Doch auch in Gleichzahl – van Geffen kam zurück – blieb das DHB-Team vorn dran und zog ein Powerplay auf. Cecile Pieper holte die sechste Strafecke heraus (47.), bei der Koning Zimmermanns Schlenzer mit der Schiene parieren konnte. Doch die starke Maike Schaunig holte gleich die nächste Ecke (48.), die auf der Linie von Stam gehalten wurde. Es gab aber die nächste Ecke, bei der Altenburg zwei Nachschüsse hatte, die Koning beide aus kurzer Distanz hielt (48.). Stapenhorst wurde im Konter klar gefoult, aber es gab keinen Pfiff und die Niederlande konnten kontern und dann mal für Entlastung sorgen.

Julia Sonntag hielt ihr Team mit einer ganz starken Parade gegen Felice Albers im Spiel (52.). Stapenhorst hatte etwas Pech, als sie an der Grundlinie schon durch war, aber ihr der Ball an die runde Schlägerseite sprang (55.). Nach einem Konter, bei dem Selin Oruz ein Ball abrutschte, traf Frederique Matla mit einer etwas verunglückten Rückhand an Sonntag vorbei zum 2:0, aber Laurine Delforge gab den Treffer nicht, weil sie eine Berührung der falschen Schlägerseite gesehen hatte. Per Videobeweis wurde der Treffer aber anerkannt, so dass es etwas gegen den Spielverlauf jetzt zwei Tore Vorsprung für Oranje gab.

Xavier Reckinger nahm Sonntag vom Platz für eine elfte Feldspielerin. Lena Micheel prüfte Koning mit einem hohen Vorhandschuss (58.), Pieper scheiterte am kurzen Pfosten gegen Koning (59.). Huse musste dann noch für die letzten Sekunden mit Grün auf die Strafbank. So blieb es beim 0:2 aus deutscher Sicht – eine Parallele zum EM-Finale 2019, als die Niederländerinnen das zweite Tor sogar noch später erzielt hatten.

Tore:
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1:0     Marloes Keetels (KE, 18.)
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2:0     Frederique Matla (56.)

Ecken:
NED 4 (1 Tor) / GER 8 (kein Tor)

Schiedsrichterinnen:
Laurine Delforge (BEL) / Sarah Wilson (SCO)

Video-Schiedsrichterin:
Celine Martin-Schmets (BEL)